FRANKFURT/MAIN/BRÜSSEL/BERLIN (dpa-AFX) - Spanien und Griechenland
müssen den Vertrauensverlust an den Finanzmärkten immer teurer
bezahlen. Um ihre Staatsanleihen loszuschlagen, werden zunehmend höhere
Zinsen fällig. Unter den Ländern des Euroraums zahlt Spanien
inzwischen den zweithöchsten Zins, um Anleger vom Kauf zweijähriger
Titel zu überzeugen. Nur das hoch verschuldete Griechenland muss eine
noch höhere Rendite bieten. Die Europäische Zentralbank (EZB) nimmt
inzwischen von Banken griechische Staatsanleihen nur noch zur
verschärften Bedingungen entgegen. 

    Die Risikoaufschläge für Griechenland stiegen am Dienstag erneut
deutlich, nachdem die Rating-Agentur Moody's die Kreditwürdigkeit für
das südeuropäische Land auf "Ramsch-Status" herabgestuft hatte. Die
EU-Kommission versuchte erneut, die Märkte zu beschwichtigen.

    Brüssel bescheinigte den Schuldensündern der EU, ausreichend zu
sparen. Das gelte auch für Spanien und Portugal in diesem Jahr. Beide
müssten aber kommendes Jahr ihre Anstrengungen "beträchtlich
unterfüttern", sagte Währungskommissar Olli Rehn zu den laufenden
Defizitverfahren in Straßburg.

    Vor dem EU-Gipfel am Donnerstag kamen beruhigende Töne auch aus dem
Berliner Kanzleramt: "Es gibt keinen Fall Spanien. Es gibt auch
keine Diskussion über den Fall Spanien." Auf dem Gipfel wird die
spanische Finanzkrise nach Darstellung der Bundesregierung keine Rolle
spielen.

    Die mit Spannung erwartete Auktion für Geldmarktpapiere Spaniens
verlief am Dienstag trotz des schwierigen Umfelds erfolgreich. Bei
guter Nachfrage platzierte Madrid Titel über knapp 5,2 Milliarden Euro
am Markt. Der größte Teil entfiel auf ein Papier mit einjähriger
Laufzeit. Doch die Renditen, die Spanien den Anlegern bieten musste,
lagen spürbar über derjenigen früherer Auktionen.

    Griechische Anleihen litten unter der Herabstufung der
Kreditwürdigkeit. Die Rendite für zehnjährige griechische Anleihen
stieg
zeitweise auf 8,65 Prozent, nachdem sie am Vorabend noch bei 8,32
Prozent gelegen hatte. Die griechische Bonität war vom Ratingriesen
Moody's um vier Stufen von "A3" auf "Ba1" und damit auf "Ramsch-Status"
herabgesetzt worden. Zwar wirke der aufgespannte Rettungsschirm von
EU und Internationalem Währungsfonds (IWF), aber das Athener
Sparprogramm berge erhebliche Gefahren für das Wirtschaftswachstum des
Landes,
lautete die Begründung.

    In Athen war die Empörung über das "Downgrading" groß. Vertreter
der Zentralbank sagten der Nachrichtenagentur dpa: "Es ist ein Schlag
unter die Gürtellinie." Die Fortschritte der Sparpolitik würden nicht
berücksichtigt. Die EU-Kommission betonte, das Sparprogramm sei
"solide und glaubwürdig". "Wir sehen keine Veränderung der Situation",
sagte ein Sprecher.

    Die EZB berechnet von diesem Mittwoch an einen Fünf-Prozent-
Abschlag auf griechische Anleihen - eine direkte Folge der Herabstufung.
Banken können sich bei der Notenbank mit den Athener Anleihen frisches
Geld besorgen, müssen dafür allerdings Sicherheiten hinterlegen. Bei
bereits als Sicherheit hinterlegten Anleihen müssen die Banken entweder
mehr Wertpapiere hinterlegen oder Geld zurückzahlen. Die EZB hatte
im Mai ihre Regeln aufgeweicht - denn sie hatte früher gar keine
Anleihen von Staaten mit "Ramsch"-Bonität gekauft.

    Für Spanien wird es an den Anleihemärkten schwieriger, Geld
aufzunehmen. Für zehnjährige Anleihen stiegen die Renditen von 4,67
Prozent
auf 4,72 Prozent. Spanische Staatsanleihen mit zweijähriger Laufzeit
lagen im frühen Handel bei knapp drei Prozent. Zum Vergleich:
Deutschland muss Anlegern für zwei Jahre noch nicht einmal ein halbes
Prozent an Zinsen zahlen. 

    Investoren misstrauen der Kreditwürdigkeit Spaniens nicht nur wegen
der angespannten Staatsfinanzen. Die Probleme der spanischen Banken
treiben den Anlegern Sorgenfalten auf die Stirn - viele Institute
berichten von Refinanzierungsproblemen am Interbankenmarkt, auf dem sich
Geschäftsbanken mit kurzfristiger Liquidität versorgen. Wie die
Zeitung "El País" schrieb, liehen sich spanische Banken im Mai erstmals
mehr
als 85 Milliarden Euro bei der Europäischen Zentralbank EZB.

    Der Präsident der Großbank BBVA  , Francisco
González, klagte: "Die Finanzmärkte haben unserem Land das Vertrauen
entzogen." Für den Großteil der Unternehmen und Banken seien die
internationalen Finanzmärkte dicht.

    Hintergrund der spanischen Probleme ist das Platzen der
Immobilienblase auf der iberischen Halbinsel: Die Hauspreise sind stark
gefallen. Gleichzeitig werden in Spanien Risiken gesehen, dass Schuldner
ihre Hypothekenkredite nicht bedienen können. Damit erhöht sich
auch das Risiko für spanische Banken - vornehmlich für die Sparkassen
-, die letztere derzeit in Fusionen treibt. Eine ähnliche
Abwärtsspirale am Immobilienmarkt in den USA war einer der
Hauptauslöser der weltweiten Finanzkrise./bgf/dj/cb/rgo/wag/bbi/he
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