Analyse von McKinsey und trivago: Corona verändert das Reiseverhalten der Deutschen
June 16 2020 - 3:00AM
- Buchungsanfragen steigen in der ersten Juniwoche um 65%
gegenüber Mai an
- Exklusive Auswertung von Daten des Hotel-Vergleichsportals
trivago zeigt: Die Deutschen meiden in diesem Jahr Fernreisen
- Bye-bye Kurztrip: Urlaubsaufenthalte werden für längeren
Zeitraum bevorzugt
- Lieber Alpen als Ballermann: Österreich hängt im Mai Spanien
und Italien als Favorit für Auslandsreisen ab
DÜSSELDORF. Mitte Juni endet die internationale Reisewarnung für
die meisten europäischen Länder – und die Deutschen sehnen sich
wieder nach Urlaub. In der ersten Juniwoche sind die Such- und
Buchungsanfragen nach Urlaubsreisen um 50% bzw. 65% im Vergleich
zum Maidurchschnitt in die Höhe geschnellt. Ende März/Anfang April
waren die Anfragen noch um 90% im Vergleich zum Vorjahr
eingebrochen. Auffallend dabei: Die Deutschen verzichten aktuell
vor allem auf Kurztrips, weniger auf ihren Haupturlaub. Das
Interesse nach Reisen von mehr als 7 Tagen Dauer erholt sich
deutlich schneller, Kurztrips werden im Vergleich zu 2019 aktuell
seltener gesucht. In der ersten Juniwoche 2020 überstieg die Suche
nach längeren Trips (7 bis14 Tage) sogar das Vorjahresniveau um
knapp 40%. Dies sind die Ergebnisse einer aktuellen und exklusiven
Analyse der Unternehmensberatung McKinsey & Company auf Basis
anonymisierter Reisesuchdaten des Hotel-Vergleichsportals trivago.
Dabei wurden sowohl allgemeine Suchanfragen analysiert als auch
Buchungsanfragen (Click-outs), also wenn der User auf eine
Weiterleitung zu ausgewählten Angeboten klickt.
Die Suchdaten und Buchungsanfragen zeigen: Die Sorge vor
Reisebeschränkungen und die Erreichbarkeit des Reiseziels spielen
aktuell eine große Rolle bei der Reiseplanung. Öffentliche
Ankündigungen zu Reisebeschränkungen haben direkte Auswirkungen auf
das Suchverhalten. So sind Urlaubsziele in Deutschland und in den
Nachbarländern momentan besonders gefragt. Im Mai lagen 70% der
gesuchten Reiseziele in Deutschland, im Mai 2019 lag der Anteil nur
bei 46%. In der ersten Juniwoche ist dieser Anteil auf 62%
gesunken.
Planbarkeit und Angebote vor Ort beeinflussen Wahl des
Reiseziels
„Wie erwartet, hat die Nachfrage nach Urlaub in der Natur oder
reizvoller Landschaft deutlich zugenommen, während das Interesse an
Städtetrips eingebrochen ist. Dieser Trend wird wahrscheinlich noch
längere Zeit auch nach Corona anhalten“, sagt Axel Hefer, CEO von
trivago.
Ein eigens programmiertes Dashboard von McKinsey und trivago
ermöglicht eine Interpretation der Daten, mit der sich Trends im
Reiseverhalten abschätzen und Erfolgsfaktoren für Reiseanbieter
ermitteln lassen. „Reisende denken momentan anhand ganz anderer
Kriterien über die Wahl ihres Reiseziels nach als in der Zeit vor
der Corona-Pandemie“, sagt Jürgen Schröder, Seniorpartner bei
McKinsey & Company. „Dabei spielen sowohl pragmatische Faktoren
eine Rollen, wie die Erreichbarkeit einer Region, als auch das
mögliche Erlebnis vor Ort. Zum Beispiel: Was kann ich vor Ort
aktuell unternehmen und wie läuft das ab?“
Axel Hefer, CEO trivago: „Interessanterweise hat sich auch
die Dauer der nachgefragten Urlaubsreisen verlängert. Die Reisenden
scheinen sich bei der Anreise im eigenen Auto noch deutlich wohler
zu fühlen, daher überrascht es nicht, dass sich kürzere Trips dann
weniger lohnen“.
Deutsche Küstenregion ist neue Lieblingsdestination der
Deutschen
Insgesamt sind die deutschen Baderegionen an Nord- und Ostsee
aktuell die Gewinner der Krise: Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet
in der Krise (April bis Juni) mit 14% aller Suchen doppelt so viel
Interesse wie vor der Krise (7%). Das Interesse an
Schleswig-Holstein hat sich von 6% auf 11% ebenfalls fast
verdoppelt. Jürgen Schröder: „Niedrigen Fallzahlen und die gute
Erreichbarkeit mit dem eigenen Auto spielen dabei eine wichtige
Rolle. Zudem möchten Reisende auf ihren gewohnten Urlaub nicht
verzichten. Daher ist die deutsche Küstenregion eine gute
Alternative etwa zum Urlaub am Mittelmeer.“ Die Nachfrage
nach den Top-Städtetrips (Berlin, Hamburg, München) ist während der
Krise im Vergleich zu vorher um rund 40% gesunken.
Auch die Nachfrage nach Ferienwohnungen ist seit der Krise um
über 65% gestiegen. „Der Urlaub in der eigenen Ferienwohnung ist
weniger von Einschränkungen betroffen als beispielsweise eine
Hotelanlage. Das ähnelt dem Urlaubsgefühl vor Corona am ehesten“,
sagt trivago-Chef Axel Hefer.
Vor allem Auslandsreisen werden auf das Jahresende
verschoben
Die Daten lassen erkennen, dass es immer noch eine große Rolle
spielt, wie gefragt eine Destination schon vor Corona war. So
bleiben die Deutschen ihren traditionell häufigsten
Auslandsreisezielen treu: Österreich, Spanien, Italien, USA und
Niederlande. Mit insgesamt 14% aller Buchungsanfragen für
Auslandsreisen hat Österreich zwischen April und Juni seinen Anteil
im Vergleich zum Vorjahreswert 2019 verdoppelt (7%).
Vorkrisen-Spitzenreiter Spanien wurde damit überholt. Insgesamt
zeigt sich, dass weiterhin gerne nach Fernzielen gesucht wird, aber
der Schritt zur konkreten Buchungsanfrage eher für angrenzende
Länder erfolgt.
Gleichzeitig verschieben viele Deutsche ihre Reisepläne auf
später im Jahr. Inlandsreisen werden zwar, wie im Vorjahr,
überwiegend in den Sommermonaten geplant. Die Datenanalyse zeigt
jedoch einen deutlichen Trend, dass internationale Reisen auf
später im Jahr und Anfang 2021 verschoben werden.
Reisebranche muss schnell auf veränderte
Kundenerwartungen reagieren
Die verschiedenen Akteure der Reisebranche, sowohl
Tourismusverbände als auch Veranstalter und Hotels, stehen
McKinsey-Berater Schröder zufolge vor ganz neuen Herausforderungen:
„Sie müssen sicherstellen, dass die Nachfrage und Erwartung an eine
Destination aktuell mit den Möglichkeiten und der Realität vor Ort
zusammenpassen. Ist dies nicht der Fall, müssen Maßnahmen getroffen
werden, um den Reisenden ein gutes Urlaubserlebnis zu ermöglichen.
Hotels müssen sich beispielsweise fragen, wann Kapazitäten hoch-
oder heruntergefahren werden sollten.“ Axel Hefer ergänzt:
„Tourismusagenturen müssen eine Abwägung zwischen Öffnung von
Attraktionen und Gefahr eines neuen COVID-Ausbruchs treffen. Fragen
und Antworten ändern sich aktuell täglich, sodass man mit viel
Flexibilität arbeiten muss.“
Die Analyse der Suchanfragen liefert einen Überblick über die
Faktoren, die den reisewilligen Deutschen aktuell am wichtigsten
sind:
- Reiserestriktionen: Welchen Destinationen dürfen aktuell
bereist werden?
- Erreichbarkeit: Welche Reiseziele können aktuell auf sichere
Art und Weise erreicht werden, z.B. Erreichbarkeit mit dem Auto,
alternative Transportmittelverfügbarkeit und entsprechende
Einschränkungen wie Maskenpflicht an Flugzeugen etc.
- Reisesentiment: In welchen Regionen lässt sich mit einem guten
Gefühl Urlaub machen gegeben der aktuellen Sicherheitslage, z.B.
Anzahl COVID-19 Erkrankten, das Gesundheitssystem vor Ort,
etc.
- Attraktivität: Wie attraktiv ist die Destination gegeben der
aktuellen Einschränkungen z.B. Öffnungszeiten von Kernattraktionen
am Urlaubsort, Restaurantöffnungszeiten, Verfügbarkeit von
Übernachtungsmöglichkeiten, etc.
About trivago trivago is a leading global hotel
search platform focused on reshaping the way travelers search for
and compare hotels and alternative accommodations. Incorporated in
2005 in Düsseldorf, Germany, the platform allows travelers to
make informed decisions by personalizing their hotel search and
providing them access to a deep supply of hotel information and
prices. trivago enables its advertisers to grow their businesses by
providing access to a broad audience of travelers via its websites
and apps. As of March 31, 2020, trivago has established
54 localized platforms connected to over 4.5 million hotels and
alternative accommodations, in over 190 countries.
______________________________________________________________
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: Stephanie
Lowenthal E-Mail: stephanie.lowenthal@trivago.com
trivago NV (NASDAQ:TRVG)
Historical Stock Chart
From Aug 2024 to Sep 2024
trivago NV (NASDAQ:TRVG)
Historical Stock Chart
From Sep 2023 to Sep 2024