LONDON/MADRID  (dpa-AFX) - Die spanische Iberia
<IBLA.SC<IBL.FSE>L.FSE> und British
A<BAY.IS<BAI1.FSE>AY.ISE>  schwingen sich zu
einer der größten Fluggesellschaften der Welt auf. Nach monatelangem
Gerangel einigten sich die Unternehmen nun auf eine Fusion. Die
Vorstände beider Unternehmen unterzeichneten dazu am späten
Donnerstagabend eine entsprechende Absichtserklärung. Wie die
Unternehmen in
London und Madrid mitteilten, soll die Fusion bis Ende 2010 vollzogen
sein und Kosten von jährlich rund 400 Millionen Euro einsparen. Beide
Marken sollen erhalten bleiben. Mit dem Zusammenschluss rücken Iberia
und BA den europäischen
Branch<PAF.PS<AFR.FSE>France-KL<LHA.ETR>E>
 und Lufthansa  entscheidend näher.

    Nachdem die Aktien der beiden Fusionspartner bereits am Donnerstag
kräftig zugelegt hatten, kletterte der Kurs von British Airways am
Freitag weiter um 2,00 Prozent auf 219,30 britische Pence. Die
Anteilsscheine von Iberia gaben hingegen 0,99 Prozent auf 2,1980 Euro
ab.

16 MONATE LANG VERHANDELT

    Die zwei Airlines hatten seit 16 Monaten über die Fusion
verhandelt. Der Zusammenschluss muss noch von der EU-Kommission
abgesegnet
werden. Nach den Plänen soll BA 55 Prozent an dem neuen Unternehmen
halten und Iberia 45 Prozent. Die neue Gruppe werde über eine Flotte
von
419 Flugzeugen verfügen und 205 Ziele anfliegen. 2008 transportierten
BA und Iberia nach eigenen Angaben insgesamt knapp 62 Millionen
Passagiere und erzielten zusammen rund 15 Milliarden Euro Umsatz. Zum
Vergleich: Die Lufthansa setzte knapp 25 Milliarden Euro um und
beförderte zusammen mit ihrem Billigflieger Germanwings mehr als 78
Millionen Fluggäste.

    British Airways und Iberia stecken jedoch tief in den roten Zahlen.
BA hatte erst vor einer Woche einen Halbjahresverlust von 208
Millionen britischen Pfund (231 Mio Euro) verkündet. Angesichts der
Wirtschaftskrise flog auch Iberia weiter in die Verlustzone. In den
ersten neun Monaten des Jahres verbuchte die Airline einen Verlust von
182 Millionen Euro. Beide gehören dem Luftfahrtbündnis Oneworld an.

PENSIONEN BLEIBEN KNACKPUNKT

    Iberia-Chef Antonio Vázquez, der auch als Präsident des neuen
Konzerns vorgesehen ist, sagte am Donnerstag zu der bevorstehenden
Fusion:
"Dies ist ein Riesenschritt in der Geschichte unserer Unternehmen. Wir
haben die Basis zur Schaffung einer wahren globalen Fluggesellschaft
gelegt." Die Gruppe soll ihren operativen Sitz, also das Headquarter, in
London haben, in Madrid aber den Geschäftssitz. Dort sollen dann
zum Beispiel die Hauptversammlungen stattfinden. Das Unternehmen soll in
London an der Börse gelistet sein und möglicherweise auch in
Madrid.

    Iberia behielt sich die Option vor, sich zurückzuziehen, falls BA
das Milliarden-Pensionsdefizit nicht in den Griff bekomme. "Die Fusion
wird eine starke europäische Airline schaffen, die im 21. Jahrhundert
konkurrenzfähig sein wird", sagte BA-Chef Willie Walsh. Er soll
künftig die Geschäfte der neuen Gruppe führen.

KEIN WEITERER STELLENABBAU

    Eine Sprecherin von BA sagte, es werde vermutlich keine
Stellenstreichungen geben, die über die bereits angekündigten
hinausgingen.
Sowohl BA als auch Iberia bauen derzeit tausende Jobs ab. Die meisten
Kosten würden in den Bereichen IT und Beschaffung eingespart.

    Die Vorstände beider Gesellschaften waren am Donnerstag zu
getrennten Sondersitzungen zusammengekommen, um die Fusion unter Dach
und
Fach zu bringen. Die größten Hürden sollen zuletzt die Defizite bei
den BA-Betriebspensionen sowie die hohen Schulden der britischen
Gesellschaft gewesen sein.

ÄRGER MIT GEWERKSCHAFTEN

    Angesichts ihrer Verluste hatte Iberia den Abbau von 2.200 Stellen
und die Streichung unrentabler Strecken angekündigt. Zuletzt hatte
die spanische Gesellschaft, die Marktführer auf den Routen zwischen
Europa und Lateinamerika ist, wegen eines Streiks des Kabinenpersonals
Schlagzeilen gemacht. Fast 400 Flüge mussten am Dienstag und Mittwoch
gestrichen werden, rund 40.000 Passagiere waren betroffen. Auch bei BA
droht Ungemach mit den Gewerkschaften. British Airways hatte
angekündigt, bis zum Abschluss des Geschäftsjahres im März 4.900
Stellen zu
streichen./re/jv/DP/stw/tw