LONDON (dpa-AFX) - Die Abwehrfront um Hochtief  bröckelt. Ein
erster Hochtief-Großaktionär sprach sich am Freitag in der
"Financial Times" für einen Verkauf des Essener Baukonzerns an den
spanischen Wettbewerber ACS aus. "Wir begrüßen das Vorgehen von ACS,
denn
Hochtief ist wertvoller, als es die Marktkapitalisierung zeigt", sagte
Patrick Bierbaum vom britischen Hedge-Fonds Centaurus Capital der
Zeitung. "Der Hochtief-Führung ist es nicht gelungen, diese Lücke in
der Bewertung zu schließen", betonte er.

    Bierbaum rief die Hochtief-Führung auf, die Waffen zu strecken:
"Versucht die Hochtief-Führung, durch weitere Giftpillen Wert zu
vernichten, treibt sie dadurch nur noch mehr Aktionäre in die Arme von
ACS." Wie viele Anteile Centaurus Capital an dem Baukonzern hält,
wollte Bierbaum nicht sagen.

    Banker weisen dem Bericht zufolge darauf hin, dass sich die
Aktionärsstruktur bei Hochtief in den vergangenen Wochen erheblich
verändert
hat und bis zu 20 Prozent der Aktien nun von Hedge-Fonds gehalten
werden. Die Fonds spekulierten offensichtlich auf eine Ausgliederung von
Hochtiefs Asiensparte Leighton, dem Filetstück des Konzerns.

     Hochtiefs Finanzvorstand war laut dem Blatt vergangene Woche in
London, um für eine Abwehrstrategie zu werben. Als Möglichkeit stehe
auch eine Kapitalerhöhung im Raum, die eine Verwässerung der
ACS-Beteiligung nach sich zöge. Bei Hochtief befürchte man, dass ACS
nicht
wartet, bis man mehr als 50 Prozent der Aktien hält, bevor man die
Kontrolle über den Konzern übernehme.

    In der Branche werde spekuliert, dass die Spanier ihre Beteiligung
in Wahrheit nur auf etwas mehr als ein Drittel ausbauen wollen,
berichtet die Zeitung. Dies könnte bereits ausreichen, um bei den
Aktionärsversammlungen den Ton anzugeben, da die Beteiligung in den
vergangenen Jahren nur bei um die 60 Prozent lag. Aus dem Umfeld von ACS
hieß es, derartige Pläne gäbe es nicht. 

    ACS ist seit 2007 der mit Abstand größte Aktionär bei Hochtief
und startete vergangenen Monat überraschend den Versuch einer
feindlichen
Übernahme. Im Zuge eines Aktientauschs will ACS seine Beteiligung von
derzeit 29,98 Prozent mittelfristig auf über 50 Prozent ausbauen.
Führung und Belegschaft von Hochtief, deutsche Kleinaktionäre und
deutsche Medien reagierten auf das Vorgehen der Spanier mit heftiger
Kritik./stb/wiz